Sumatra ist schon anders als die Länder zuvor. Landschaftlich hat man das wohl in einer Stunde gesehen, denn zumindest auf den letzten 300 Kilometer hat alles genau gleich ausgeschaut. Nichts als Tropenwald auf beiden Strassenseiten. Die Strassen sind ähnlich schlecht wie wir dies bereits in Usbekistan erlebt hatten. Löcher, Risse und hohe Asphaltwulste in Fahrtrichtung dominieren meist das Strassenbild. Dies mag auf den Bildern in der Galerie täuschen aber dies ist weil ich nur bei guten Strassenabschnitten einhändig lenken und fotografieren kann. Noch ein Wort zum Verkehr. Was rollt darf fahren lautet hier wohl das Gesetz. Die meisten Autos und Laster pusten schwarzen Rauch aus ihren Auspuffen. Denke auch, dass man hier keinen Führerschein braucht, wer mit den Füssen zum Pedal kommt, darf fahren. Oder so. Die Strassen sind dreckig und staubig. Meine Klamotten sind innert kurzer Zeit feucht und dreckig und die Haut klebrig. Indonesien ist sicher nicht das beste Land zum Fahrradfahren.
Es macht mir stark den Anschein, als wären die Leute hier deutlich ärmer als in den Ländern zuvor. Hauptsache es reicht für Zigaretten, denn rauchen tut hier jeder. Vielen fehlen die Zähne und aussergewöhnlich oft sehe ich Leute denen sonst etwas fehlt. Finger, Zehen, Ohren. Klingt nun etwas nach Geisterbahn aber so ist es und schon mehrfach aufgefallen. Heute habe ich mit einem Mann ein paar Worte gewechselt der nur ein Auge hatte. Gott o Gott und ich bin erst zwei Tage hier..
Die Behausungen der Menschen hier sind einfachst. Meist aus Holz und Wellblech. Abfall (Plastik, Pet, Säcke, Verpackungen, Becher, etc.) wird vor dem ‚Haus‘ im offenen Feuer verbrannt. Überall qualmt es. Oft gibt es Abfallberge am Strassenrand und dort sitzen dann meistens ein paar Leute die den Abfall nach brauch- oder essbarem durchsuchen. Die Leute aber scheinen generell glücklich, jedenfalls lachen Sie und sind äusserst freundlich und hilfsbereit.
Meine Beine fühlten sich an wie Blei und die Krämpfe haben Spuren hinterlassen. Jedenfalls bin ich es heute etwas ruhiger angegangen und habe nur 75 Kilometer gemacht mit ganz vielen Pausen. Das Fahrradfahren ist wie gesagt anstrengend hier. Einerseits muss man sich permanent gut konzentrieren dass man nicht in ein Loch fährt, dann ist es eine drückend feuchte Hitze und die Topografie gleicht im Querschnitt Wellpappe. Es ist ein permanentes rauf und runter, kaum einmal 500 Meter flach.
Hatte zahlreiche Begegnungen heute. Zum Beispiel mit drei Damen aus Jakarta, welche eine Woche geschäftlich in Sumatra sind. Sie haben mir gesagt, dass es ab Jakarta Richtung Bali wieder flacher werden soll. Eine schöne Begegnung hatte ich mit einem jungen Mädchen, sie begleitete mich, mit ihrer Schulfreundin auf dem Rücksitz, mit ihrem Roller. Plötzlich war sie weg und ein paar Minuten später wieder neben mir, und überreichte mir ein kaltes Getränk, welches sehr lecker war und ein Pack Waffeln mit einer Erdnussbutter-Füllung. Rührend war diese Begegnung. Dann wurde ich von drei Buben auf ihren Velos verfolgt, die hatten ihren Spass und waren permanent am grölen. Die habe ich zur Belohnung eingeladen, sie durften etwas aus dem Kühlregal aussuchen und haben gestrahlt wie Maienkäfer.
Das heutige Hotel hingegen ist weniger erfreulich. Erneut verbringe ich die Nacht in einem Loch ohne Fenster und Kühlschrank und ja sogar das Lavabo fehlt. Der Abfalleimer ist bis zum Rand voll und der Boden klebrig. Die Dusche ist aus dem Hause Grässlich AG, das WC von Kotz & Würg GmbH und die Inneneinrichtung von den Gebrüdern Morsch & Fassmichnichtan . Ich packe mein Schlafsack aus, welcher leider mit ganz viel verschiedener DNA kontaminiert werden wird und stosse ein Gebet ab welches heisst; es möge schnell Morgen werden… 🙏🏼
Gute weiterfahrt..