In den letzten beiden Tagen bin ich 240 Kilometer gefahren. Geplant wären 190 gewesen aber aufgrund ausgebuchter Hotels musste ich eine zusätzliche Schlaufe machen. Die Energie am Abend hätte für den Blog-Beitrag noch knapp gereicht aber das Internet war zu schwach und so ging ich früh in die Federn. Die beiden letzten Hotels waren mehr schlecht als recht aber nach 99 Tagen on Tour schockiert mich nichts mehr so schnell und in die ‚Worst 5‘ kommen sie ja nicht.
Im letzten Beitrag habe ich die noch fehlende Kopfbedeckung angesprochen und gestern Nachmittag, hat doch tatsächlich ein Viatnamese ein paar Meter vor mir seinen Roller abgestellt und mir seinen Kegelhut geschenkt. Einfach so. Wohl etwas unbeholfen versuchte ich ihn anzuziehen und schon eilt eine Frau über die Strasse um Hilfe zu leisten. Lachend löst sie das Band, welches unter das Kinn gespannt wird und stellt es neu ein. Sie spricht auf mich ein aber ich kann nur erahnen was sie mir mitteilen möchte. Jedenfalls fahre ich seit diesem Moment mit meinem ‚Nón lá‘ durch Vietnam. Wobei ich gestehen muss, dass ich ihn auch schon abgezogen habe. Vor allem wenn es bergab geht. Denn der Halt ist nicht optimal und entweder kippt er mir ins Gesicht oder er fällt nach hinten weg und in diesem Fall werde ich schier erdrosselt da er im Wind wie ein Bremsfallschirm wirkt. Beides nicht optimal. Aber als Sonnen- und Regenschutz sicher perfekt. Heute bin ich das erste Mal in einen Platzregen gekommen. Herrlich wars! Obschon auch der Regen warm war, dennoch eine schöne Abkühlung.
Das Highlight vom Tag war aber die Begegnung am Mittag. Ich hielt bei einem, sagen wir mal ‚Strassen-Kiosk‘ an um eine Cola zu trinken und werde von einem Mann angesprochen. Nachdem die üblichen Fragen gestellt wurden und eine nette Konversation stattfand, wurde ich kurzerhand zum Mittagslunch eingeladen. Da dieser im Gebäude daneben war, nahm ich die Einladung an. Es handelte sich um ein siebenköpfiges Team von Ingenieuren, welche aus Hanoi kommen und im Strassen- und Brückenbau tätig sind. Die nächsten 6 Jahre reisen sie mit der Entwicklung der neuen Strasse quer durchs Land. Momentan haben sie eine Garage in ein Office umfunktioniert, in diesem wird kurzerhand ein Teppich ausgerollt und das Essen gereicht. Speziell fand ich, dass Bier getrunken wird während der Arbeit und der Teamleiter sagte mir, dass dies nur am Sonntag der Fall sei. Wie mir auch schon andere Einheimische berichtet haben, arbeitet auch dieses Team sieben Tage die Woche. Auch etwas komisch war, dass sie das Bier mit Eiswürfel trinken, aber ich habe einfach alles genau so gemacht wie sie. Getrunken wird viel. Alle paar Minuten hebt einer das Glas zur Mitte und die nächsten Dosen müssen geöffnet werden. Ich sage mir, Bier wirkt isotonisch und das Getreide liefert Kohlenhydrate, also rein damit! Gegessen wird wie gesagt am Boden, im Schneidersitz. Da meine Beine seit 3 Monaten eigentlich nur noch eine Position kennen, zog es mir nach kurzer Zeit einen Krampf, gefolgt von zwei weiteren. Keine Ahnung was die gedacht haben, als ich aufgeschossen bin um das Bein zu belasten.. Trotz Krampf eine schöne und nette Begegnung. Morgen geht es in einer kurzen Etappe nach Dong Hoi und vielleicht gönne ich mir dort dann einen Tag Jubiläums-Pause - mal schauen wie gemütlich das Hotel ist…
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