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Nicolas Keller

205 KM und 1400 HM - Ungewollter Streckenrekord

Um 05.30 h aufgestanden und um 06.00 h wie so oft das jungfräuliche Buffet eröffnet. Nachdem mir die Empfangsdame gestern gesagt hat, dass ich bei ihnen Geld wechseln kann, dies aber am Sonntag nicht geht ich eben heute Montag kommen soll. Gesagt getan. Diesmal ein junger Herr vertröstete mich auf 07.00 h. Eigentlich wollte ich da schon in die Pedale treten, schliesslich standen vermeintliche 150 Kilometer auf dem Plan. Jedenfalls wartete ich noch eine halbe Stunde weil ich unbedingt Geld brauchte um mich unterwegs verpflegen zu können. Ein anderer Herr sagte mir um 07.00 h, dass ein Geldwechsel erst ab 08.00 h möglich sei. Ich war nicht mehr ganz so locker und schlussendlich waren 5 Nasen hinter der Theke um eine Lösung zu finden, welche es aber nicht gab weil ich nur noch einer 100 Euro-Note hatte und sie nicht genügend Rupien hatten. Jedenfalls bin ich ohne Geld losgezogen. Wie ich gestern erwähnt habe, wollte ich aufgrund Hotelmangel die Stadt Perkanbaru erreichen, dort habe ich ein Novotel gefunden im Internet. Mein GoogleMaps sagte mir mit der fetten weissen Linie 153 Kilometer von Tür zu Tür. Das ist unter den gegebenen Umständen - Strassenqualität und Höhenmeter - happig aber machbar, dachte ich. Bereits nach ein paar hundert Meter hielten mich winkende Hände auf. Dies sei die Autobahn und es sei nicht möglich diese per Fahrrad zu begehen. In Thailand und Malaysia wurde das nicht so eng gesehen. Jedenfalls holte ich eine Zweitmeinung ein und auch die hat dringend davon abgeraten. Also zückte ich mein Handy um eine alternative Route zu finden. Die gab es. Eine einspurige Hauptstrasse. Nicht mehr ganz so direkt zum Ziel führend aber okay. Diese Strasse machte einfach noch ein paar Schlenker mehr und so waren es am Schluss nicht 153 sondern 205 Kilometer. Eigentlich hatte ich nicht vor den Streckenrekord von 172 Kilometer zu überbieten, denn diesen habe ich mit Nicolas in der Wüste gemacht. Wir hatten ausnahmsweise einmal Rückenwind und haben uns beim Führen abgewechselt, das ging zackig damals. Mir hätte es gepasst wenn dies so unsere längste Etappe gewesen wäre aber nun kam es ungewollt ganz anders. Ab 160 Kilometer habe ich gelitten wie ein Hund. Ich wollte ja eigentlich nicht jammern auf diesem Kanal aber ich muss meine Krämpfe im Tagebuch festhalten. Aufgrund dessen, dass ich kein Geld hatte, konnte ich mich auch nicht richtig verpflegen. Ich habe einen Automaten gefunden der mir für sage und schreibe 10 Franken Rupien ausgespuckt hat. Dies hat nicht gereicht. Ich hatte dafür auf den Tag verteilt ein paar Colas, ein Fanta, Wasser, eine Magnum und eine Instant-Nudelsuppe. Meine Krämpfe begannen in beiden Waden, gefolgt von den Oberschenkel und schliesslich hatte ich auch noch Krämpfe in den Füssen und dann kamen wieder die Waden dran.. Ich musste immer wieder anhalten und dehnen. Meine letzten 30 Kilometer waren eine Tortur. Mit aufgesetztem Hundeblick brachte ich es noch zu Cola und Wasser als ich schon keine Kohle mehr hatte. Auch eine spannende Erfahrung so Mittellos zu sein. Die Sonne senkte sich und ich war schon über 10 Stunden im Sattel. Es wurde dunkler und dunkler und ein Gewitter zog auf. Ich schaute alle 200 Meter auf mein Handy um zu prüfen wie lange es noch geht. Ich war so erleichtert als ich das Novotel von weitem sah. 205 Kilometer und 1400 Höhenmeter scheinen mein Tageslimit zu sein, resp. ich meinte es war zu viel des Guten. Wie es bei anständiger Ernährung rausgekommen wäre weiss ich nun nicht aber wohl auch so wäre das Maximum erreicht gewesen. Ich werde heute schlafen wie ein Murmeltier. Ist schon ein Wunder konnte ich den Blog noch fertig texten bevor die Augenlieder fallen…



1 comentário


Convidado:
19 de set. de 2023

Bernhard gibt es dort keine frische Zitronen oder Crapefruits. Antioxidanten?

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